Sonntag, 21. Juni 2009

Tag 15 (20.6.): Tusayan

"Kill Bill" weckt mich um 4. Nein, das ist kein Schreibfehler. Da wir Peter zum um 5 Uhr in Grand Canyon Village abfahrenden Shuttle-Bus bringen müssen, ist heute die neue Trendsportart "Extreme Early Birding" angesagt. Der Bus transportiert Wanderer ein paar Meilen nach Osten, wo der South Kaibab Trail hinunter zum Colorado River und zur Phantom Ranch anfängt. Dieser Weg (das nebenstehende Foto habe ich am Nachmittag geknipst) läßt sich in vier Stunden bezwingen. Da er aber keine Möglichkeit bietet, die Trinkwasservorräte zu ergänzen, plant Peter, für den Rückweg den längeren Bright Angel Trail zu nehmen.

Der Sonnenaufgang, den Christa, Christian und ich am Mather Point erleben, ist eine Enttäuschung, denn der Himmel îst wolkenbedeckt. Lediglich die kürzer werdenden Belichtungszeiten beim Fotografieren lassen erkennen, dass die Sonne über den Horizont gestiegen sein muss. Manche der rund 50 wartenden Touristen sind in Decken gehüllt oder zittern in T-Shirts und kurzen Hosen - da haben einige vergessen, dass die Nächte in über 2000 m Seehöhe auch im Juni sehr kühl sein können.

Wir fahren ins Hotel zurück und frühstücken. Im Zimmerpreis ist ein Continental Breakfast enthalten, wobei das Büffet mit mehreren Sorten Frühstücksflocken, Donuts, Obst, Orangensaft und Semmeln mit Butter und Marmelade für amerikanische Verhältnisse sehr üppig ausgestattet ist.

Nach der Rückkehr ins Grand Canyon Village nehmen wir einen der kostenlosen Busse zum Aussichtspunkt Hermits Rest und wandern entlang des South Rim. Langsam lockert die Wolkendecke auf.

Bald tauchen aber dunkle Wolken auf. Während manche Abschnitte des Canyons vom Sonnenschein erhellt werden, regnet es in anderen Bereichen. Auch wir bleiben nicht trocken. Nach ein paar Minuten ist die Regenwolke aber weiter gezogen. Am Nachmittag bessert sich das Wetter deutlich.

Während der Fahrt zu einem anderen Vista Point bemerken wir neben der Straße einen Elch (oder ist's ein Hirsch?), der völlig unbeeindruckt von den fotografierenden Touristen grast. Andere Tiere, die wir heute sehen, sind: ein Hase, eine Hummel, mehrere Squirrels und Raben sowie zwei Kondore.


Über eine Strecke von rund 20 km Länge kann man per Gratis-Bus eine Reihe von Aussichtspunkten aufsuchen. An einem Samstag im Sommer (bzw. kurz vor Sommerbeginn) müssten manche allerdings wegen Überfüllung zeitweise geschlossen werden.

Erstaunlicherweise gibt es an praktisch allen Aussichtspunkten Abschnitte, die völlig ungesichert sind. Wenn man so wie ich nicht schwindelfrei ist, verursacht allein schon das Beobachten von Leuten, die sich nah an den Abgrund wagen, ein unbehagliches Gefühl. Manche Eltern lassen auch kleine Kinder herumlaufen, was man nur als unverantwortlich bezeichnen kann.

Am nächsten Tag entdecke ich in einem Giftshop ein Buch, das Todesfälle im Grand Canyon behandelt. Laut Umschlagtext sollen bisher circa 600 Personen in die Tiefe gestürzt sein.


Wir machen bis 16 Uhr 30 Fotos von verschiedenen Bereichen des Canyons, dann fahren wir ins Hotel und erfrischen uns im Swimming- und im Whirlpool.

Danach essen wir wieder im Steakhouse, das sehr beliebt zu sein scheint - so wie gestern gibt es nur wenige leere Tische. Um halb sieben stößt Peter zu uns, der trotz der langen Wanderung erstaunlich frisch wirkt.